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Geschwill & Nieswandt

Die Erfindung des Menschen

Renée Schröder, 2016

Die Erfindung des Menschen von Renée Schröder, Residenz-Verlag, 2016. Wer etwas über Genforschung und Digitalisierung, beides die wichtigen, wissenschaftsbasierten Megatrends, erfahren möchte, sollte dieses Buch lesen. Renée Schröder hat das Wissenschaftsbuch des Jahres 2016 in der Kategorie Naturwissenschaft geschrieben; – leicht lesbar, dennoch nicht flach und besonders sinnstiftend! Wir haben selten ein Buch gelesen, das so klar und gleichzeitig differenziert die Geschichte der Menschheit darstellt. Sie teilt die Welt als Geistesgeschichte in drei Kategorien ein:

  1. Dinge, die es unabhängig von unseren Gedanken gibt. Das ist die Welt der Naturwissenschaften. Die reale Welt, das Universum.
  2. Dinge, die es gibt, weil wir sie erschaffen haben. Es gäbe sie nicht, wenn wir sie nicht erdacht und erzeugt hätten.
  3. Dinge, die es nur in unserem Kopf gibt. Sie verschwinden wieder, wenn der Kopf, der sie denkt, stirbt und die Gedanken nicht niedergeschrieben und verbreitet wurden.

Die Beschreibung des Forschungsstandes von 1 & 2 ist brilliant und absolut auf der Höhe der Zeit. Bei 3 benennt sie alle großen Mythen der Menschheitsgeschichte und besonders die großen Erzählungen der Religionen. Wenn Sie spekuliert, dass es keinen Gott geben kann und dass die Welt zum Überleben Feminismus braucht, dann ist das amüsant zu lesen und pointiert. So ist sie überzeugt, dass Evolution keinen Plan hat, sondern, dass die Menschheit es selbst in der Hand hat, ob und wie sie überleben wird. Was sie nicht stellt, ist die Frage, ob es ohne Plan nicht dennoch einen Gott geben kann. Pierre Teilhard de Chardin, Meister Eckart und besonders der Philosoph Friedrich Schlegel haben das alles bereits erdacht. Naturwissenschaftler haben häufig einen Hang zum Dogmatismus oder anders gewendet, es fehlt etwas Demut vor dem wissenschaftlichen Gegenstand, über den Mann schreibt. Diesen Teil im Buch kann man getrost überlesen. Für die Digitalisierung hat das Buch eine wichtige begriffliche Überraschung parat: Renée Schröder fordert eine zweite Aufklärung und zitiert Emanuel Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ Digitales und naturwissenschaftliches Wissen vermehrt sich exponentiell. Menschen des 21. Jahrhunderts müssen da mitkommen und das bedeutet Lernen, Lernen, Lernen. Was zu Lernen ist, dafür gibt die Autorin wichtige Impulse.

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